Abi und Arbeit während Corona – Ein Bericht aus dem Homeoffice
18.12.2020 | Blog
Mitten im Lockdown-Light von München nach Köln ziehen und einen Bundesfreiwilligendienst anfangen? Schwierig, aber nicht unmöglich. Ein kleiner Einblick in das Leben einer frisch gebackenen Abiturientin zu Coronazeiten.
Am 17. Juli 2020 wurde mir endlich mein Abiturzeugnis überreicht. Nachdem sich mein Alltag wochenlang zu Hause zwischen meinem Bett, dem Kühlschrank und gekrizelten Mitschriften abgespielt hatte, war ich endlich fertig. So frei wie noch nie zuvor. Aber was macht man mit dem Abi in der Tasche, wenn das Ausland flächendeckend als Risikogebiet gilt, Arbeitgeber ihre Angestellten entlassen müssen und man noch keinen konkreten Zukunftsplan hat?
In meinem Fall hieß das, jede Menge Bewerbungen für diverse Praktika und Bundesfreiwilligendienste schreiben.
Was macht mich qualifizierter als die Anderen? Was motivierter? In der Verzweiflung wird man dann doch sehr stolz auf jede einzelne Etappe im Lebenslauf. Ich habe zum Beispiel schon immer Nachhilfe gegeben und übrigens war ich in der SV aktiv und ein Jahr lang Schülersprecherin. Ja, politisch bin ich interessiert und außerdem sind mir Kinderrechte wichtig. Vielleicht studiere ich nächstes Jahr Politikwissenschaften und dann könnte ich mir vorstellen, einmal in der Entwicklungshilfe zu arbeiten.
Wenn man dann schließlich eine Organisation von sich überzeugt hat, in meinem Fall das KRF, geht es weiter mit der WG-Suche. Nach einem Monat der Ungewissheit und des Wartens, ist man wieder rund um die Uhr damit beschäftigt, sich selbst zu bewerben. Ich erkläre, dass ich gerne und gut koche, immer mein Zimmer sauber halte und natürlich nehme ich am wöchentlichen WG-Abend teil. Das Anfangsdatum kommt immer näher und meine Anschreiben werden immer länger.
Doch tatsächlich, eine WG gefällt mir besonders gut und sie mögen mich sogar auch. Einen Tag, bevor mein Bundesfreiwilligendienst beim KRF beginnt, kann ich einziehen. Nur fünf Fahrrad-Minuten vom Büro entfernt! Da könnte man sich schon fast zurücklehnen und sagen: jetzt bin ich erstmal aufgeräumt, alles ist geklärt, ich kann mich trotz Corona engagieren. Ab morgen arbeite ich 35 Stunden pro Woche. In der Mittagspause und am Wochenende hoffe ich auf ein wenig Sonne, sonst bin ich im Dunkeln unterwegs. So lange habe ich mich gefragt, wie es weitergeht mit mir, wie ich in Lockdown-Zeiten vorankommen soll, wie ich meine Tage sinnvoll füllen kann. Doch das hat sich jetzt erledigt.
Wäre da nicht diese E-Mail angekommen: Mein erster Tag findet im Homeoffice statt, genauso mein dritter und auch fünfter. Es gibt ein Schichtsystem mit zwei Gruppen. In meiner Gruppe sind wir circa fünf Leute, den Rest werde ich wahrscheinlich nicht so schnell zu Gesicht bekommen. Der Lockdown wird auch immer länger, macht der Einzelhandel am Ende auch noch zu?
Wie so oft in diesem Jahr läuft alles ganz anders als geplant.
Und doch: Nach vier Wochen beim KRF kenne ich jeden Einzelnen. Ich erledige meine Aufgaben, helfe wo ich kann und lasse mich unterstützen. Denn es gibt eine Sache, die das Team über die Kontaktbeschränkungen hinwegblicken lässt: unsere
Die Homeoffice-Gruppe und die Büro-Gruppe treffen täglich im Zoom-Chatroom aufeinander. Wenn ich eine Frage an alle habe, stelle ich sie in der morgendlichen Teamrunde. So kommt es, dass ich alle Namen, Gesichter, Stimmen und bei den meisten sogar ihre Wohnung kenne. Wenn ich selbst im Homeoffice bin, starte ich nicht alleine in den Arbeitstag, sondern gemeinsam mit den Anderen.
Für unseren Podcast Kinderrechte & Co führen wir die Interviews auch über Zoom. Man sieht sich, man bespricht sich und wenn man bereit ist, wird aufgenommen. Außerdem kann ich die zwei Wochen über Weihnachten und Silvester bei meiner Familie in München verbringen. Nicht, weil ich zahlreiche Überstunden und Urlaubstage habe, sondern weil die Geschäftsführung weiß, dass geografische Distanz nichts bedeuten muss. Wir sehen uns ja jeden Tag im Gruppenmeeting.
Die Jahreslizenz von Zoom ermöglicht uns, unsere Arbeit trotz Corona so normal wie möglich fortzusetzen und niemanden im Homeoffice abzuhängen. Dafür möchte ich mich bedanken.