Die Westsahara – ein vergessener Konflikt
16.02.2021 | Blog
Die Westsahara grenzt im Norden an Marokko, an Algerien im Nord-Osten und weiter südlich an Mauretanien. Zwei Drittel des Landes waren von Marokko besetzt und ein Drittel von Mauretanien.
Die Bewohner der Westsahara sind die Sahrauis, welche sich für einen eigenständigen Staat einsetzen. Die Polisario, die einheimische Freiheitsbewegung, rief deshalb auch die Demokratische Arabische Republik Sahara aus. Daraufhin verzichtete Mauretanien auf sein besetztes Gebiet. Marokko hingegen beanspruchte dann auch noch das zuvor von Mauretanien besetzte Gebiet. Seitdem hat Marokko die militärische Gewalt über die gesamte Westsahara, was zu noch größeren Konflikten und somit auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte.
1991 wurde dann ein Waffenstillstand vereinbart und die Westsahara aufgeteilt. Somit ist der Westen unter Kontrolle von Marokko und der Süd-Osten in der Hand der Polisario. Die beiden Gebiete sind stark voneinander abgetrennt, allerdings nur geographisch. Denn die Sahrauis leben auf dem gesamten Gebiet der Westsahara und somit auch im Gebiet unter marokkanischer Kontrolle. Außerdem sind viele Sahrauis nach Algerien geflüchtet und leben dort bis heute in Flüchtlingslagern. Grob gesagt ist das die Situation, in der sich die Westsahara befindet, nämlich in einem ungeklärten Konflikt, der bis heute anhält.
Wir sind durch den Hinweis einer Menschenrechtsaktivistin auf den Konflikt aufmerksam geworden. Von Seiten Marokkos kommt es derzeit zu erheblichen Menschenrechtsverletzungen und auch Jugendliche sind davon betroffen. Grund genug, um uns als Kinderrechtsorganisation der Situation anzunehmen. Denn auch Marokko hat sich zur Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention, die aus der Menschenrechtskonvention heraus entstanden ist, verpflichtet. Trotzdem haben uns Berichte von Folter und Gefängnisstrafen erreicht, die Jugendliche betreffen. Hierdurch werden massiv Kinderrechte verletzt.
Ahmed Al Gargar wurde Berichten zu Folge Ende letzten Jahres beschuldigt, an einer friedlichen Demonstration teilgenommen zu haben. Daraufhin wurde er festgenommen und in ein Gefängnis gebracht, in dem er sowohl physischer als auch psychischer Folter ausgesetzt war. Laut der Mutter leidet Ahmed Al Gargar außerdem an psychischen Störungen, was die Situation für ihn zusätzlich verschlimmert haben dürfte. Nachdem Ahmed El Gargar in das Gefängnis Tan Tan verlegt wurde, bekam seine Mutter keine Informationen mehr über den Zustand des Jungen und hat seitdem auch nichts mehr von ihm gehört. Durch einen Richter wurde Ahmed Al Gargar später zu 10 Monaten Haft verurteilt, nachdem er unter Folter und Erpressung ein Geständnis ablegte. Die Familie ist hilflos und kann nichts für den Jungen tun.
(Bildquelle: privat)
Ähnlich geht es auch der Familie von Mohamedsalem Fahim, die ihren Sohn als vermisst gemeldet haben, von den Behörden aber keinerlei Auskunft über seinen Aufenthalt erhielten, obwohl dieser eigentlich bekannt war. Nach 22 Tagen wurde ihnen mitgeteilt, dass ihr Sohn verstorben sei. Der Zustand des Leichnams zeugt von dem schlechten und rücksichtlosen Umgang mit dem Jugendlichen, bedingt durch seine Ethnie.
(Bildquelle: privat)
Die Zustände in der Westsahara müssen sich unbedingt ändern: Menschenrechtsbeobachtern, internationalen Menschenrechtsorganisationen, Politikern und Journalisten muss der Zugang zu Informationen gewährt werden. Politische Gefangene müssen umgehend freigelassen werden. Außerdem ist es dringend erforderlich, das Eingreifen durch das internationale Rote Kreuz zu veranlassen. Insbesondere zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die diesem Konflikt unschuldig ausgesetzt sind, ist es wichtig, dass die Situation in der Westsahara mehr mediale Aufmerksamkeit erhält. Darüber hinaus, setzen wir uns mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung und suchen nach Zuständigen, die in diesem Zusammenhang unterstützen können.